Kitzrettung Lahn-Ohm

Frühjahr 2025

Kontakt via

Burkhard Freiling 0172 / 67 24 837

Dominik Dörr 0162 / 79 25 368

Artikel Oberhessische Presse – von Nadine Weigel
Samstag 03.Mai 2025

,,Diese Schreie werde ich nie vergessen''

Jäger retten Rehkitze per Drohne, um sie vor dem Mähtod zu bewahren

Rettungsmission per Fernsteuerung: Konz entriert blickt Burkhard Freiling auf den Bildschirm seiner Drohne, die mit surrendem Geräusch in die Höhe steigt. Freiling ist einer von vier Drohnenpiloten des Jägervereins Lahn-Ohm, die sich von nun an wieder regelmäßig der Kitzrettung widmen.

Denn es ist wieder so weit: Im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind die ersten Landwirte bereits dabei, Gras zu mähen. Und dann wirds für Rehkitze gefährlich. „Die Kitze sieht man im hohen Gras nicht Denn sie laufen nicht weg, sondern gehen in Deckung und verfallen in Schockstarre", erklärt der 63- Jährige.

Jährlich fallen so Tausende Rehkitze in Deutschfond den scharfen Klingen des Mähwerks zum Opfer. Sie sterben einen qualvollen Tod. Diese grausame Erfahrung musste Freiling als junger Landwirt selbst miterleben, als er beim Mähen ein Kitz erwischte. „Diese qualvollen, jämmerlichen Schreie werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Das geht durch und durch", erinnert sich der Wollmarer. „So etwas möchte kein Mensch erleben.“

Und deshalb ist es ihm auch ein persönliches Anliegen, Kitze vor dem schrecklichen Mähtod zu bewahren. Er und die anderen Drohnenpiloten investieren ehrenamtlich unzählige Stunden, um die Kitze mit Hightech-Wärmebild-Drohne im hohen Gras aufzuspüren. Sind die gefunden, ist Teamwork gefragt. Helfende tragen die kleinen Tiere in Sicherheit.

2024 mehr als 40 Kitze gerettet

Aber dabei ist höchste Vorsicht geboten. „Die Kitze dürfen keinerlei Fremdgeruch abbekommen, damit die Ricke sie später auch wieder annimmt“, erklärt Freiling. Deshalb müssen die Helfenden Gummihandschuhe tragen, das Kitz in Gras wickeln und es so vorsichtig in einen Karton mit Gras legen. Dann sollte der Landwirt seine Wiese möglichst zeitnah mähen, damit das Kitz wieder aus dem Karton entlassen und von der Ricke gefunden werden kann.

Im vergangenen Jahr konnte die Jägervereinigung mehr als 40 Kitze retten. Insgesamt wurden dabei 350 Hektar Grünland überflogen. „Einmal sind wir fast 16 Stunden geflogen, das war schon anstrengend", erinnert sich der Jäger. Ihn ärgert ein bisschen, dass einige Menschen es als Widerspruch empfinden, dass ausgerechnet Jäger mit so viel Aufwand Rehkitze retten. „Die sagen dann, wir retten sie im Frühjahr nur, damit wir sie im Herbst schießen können“, kritisiert er. Aber das sei Quatsch. Vielmehr gehöre die Hege zu den wichtigsten Aufgaben eines Jägers. „Wir wollen doch, dass es einen artenreichen und gesunden Wildtierbestand gibt". sagt Freiling und betont: „Je mehr Kitze durchkommen. desto wahrscheinlicher ist die genetische Vielfalt." Wie wichtig das sei, sehe man aktuell am Rotwild. Äußere Einflüsse wie die Zersiedlung der Landschaft und dadurch kleiner werdende Gebiete hätten dazu geführt, dass durch Inzucht der gesunde Bestand des Rotwildes in Hessen in Gefahr sei.

Burkhard Freiling und die anderen Jäger hoffen deshalb, dass sich viele Landwirte bei ihnen melden, damit sie möglichst viele Kitze retten können. Denn nicht nur für Rehkitze ist die Drohnenrettung lebenswichtig. Ein totes Kitz in der Mahd birgt auch für Kühe und andere Tiere eine große Gefahr. Wenn Tierkadaver mit gemähtem Gras luftdicht in Silageballen verschlossen werden, kann sich in dem tierischen, toten Material das Bakterium Clostridium botulinum vermehren. Dieses löst beim Vieh Botulismus aus und kann zu Abmagerung. Verhaltensstörung und Tod führen.

Mehr Infos gibt es unter
www.jaegerverein-lahn-ohm.de oder www.jv-marburg.de.
Landwirte, die die Kitzrettung in Anspruch nehmen möchten, können sich melden bei:
Burkhard Freiling, 0172/6724837, oder Dominik Dörr, 0162/7925368.